Der erste Monat
Es sind nun etwas mehr als 5 Wochen, seit wir südsudanesischen Boden betreten haben. Nach einer Zeit des Handy-Fastens, damit wir uns besser einleben können, freue ich mich, meine Erfahrungen mit euch zu teilen und euch zu zeigen, wie mein Alltag aussieht.
Eines
Eines habe ich vom HERRN erbeten, das ist mein tiefster Wunsch: alle Tage meines Lebens im Haus des HERRN zu wohnen, um die Freundlichkeit des HERRN zu sehen und über ihn nachzudenken – dort in seinem Heiligtum. [Psalm 27,4, NGÜ]
Dieser Vers hat mich in den letzten drei Monaten begleitet. Mehrere Menschen haben ihn mit mir geteilt, meine Mutter hat ihn neulich in ihrer Andacht gelesen, und in meiner Gemeinde wurde vor Kurzem darüber gepredigt. Ich habe ihn mir zum Leitvers gemacht, insbesondere für dieses Jahr. In diesem Jahr soll ich 2 Stunden pro Tag Zeit mit Gott verbringen. Ich bin wirklich dankbar dafür, dass das eine so hohe Priorität hat. Aber für mich geht dieser Vers noch weiter. Wann immer ich auf der Straße Menschen treffe, die nach dem Ebenbild Gottes geschaffen sind, wann immer ich die schönen Berge und die Natur sehe, wann immer es regnet und ich Gottes Versorgen sehe, ... kann ich die Freundlichkeit des Herrn bestaunen. Wie geht’s dir damit? Ist das die eine Sache, die du dir von Gott wünschen würdest? Für immer Zeit mit ihm zu verbringen?
Was mach' ich nochmal genau?
Vielleicht ist das eine Frage, die du dir gestellt hast: Also Matze, was machst du eigentlich im Südsudan? Nachdem ich nun schon einige Zeit hier bin, möchte ich diese Frage noch einmal etwas klarer beantworten.
Ich gehöre zu einem 'Inbound'-Team. Wir sind nicht hier, um zu lehren, sondern zu lernen. Unsere Schwerpunkte sind: Zeit mit Gott (persönliches Wachstum im Glauben), Sprache und Kultur lernen, mit der Lokalgemeinde zusammenarbeiten und Menschen für die Mission mobilisieren (sowohl hier als auch zu Hause).
2 Stunden pro Tag sollte ich allein mit Gott verbringen, in der Bibel lesen und beten. Wir lesen und diskutieren auch viele Bücher zusammen. Bis jetzt bin ich sehr gewachsen und ich bin zutiefst dankbar!
3-4 Stunden am Tag sollten wir Zeit in der Nachbarschaft verbringen. Kultur und Sprache lernen geht Hand in Hand mit Beziehungen bauen. Ich habe schon ein kleines Netzwerk von Verkäufern, Leuten auf dem Markt, Nachbarn und in der Gemeinde. Beziehungen sind das IA und O hier, ohne sie geht gar nichts. Deshalb verbringe ich viel Zeit damit, mit Menschen zu reden, bei ihnen zu Hause zu sitzen und durch die Stadt zu gehen. Das ist ganz anders als in meinem deutschen Umfeld mit seinem “kalten Klima”, aber es macht mir wirklich Spaß! Ich lerne die Sprache sehr schnell und kann schon viel verstehen und sprechen! Juba-Arabisch ist eine sehr einfache Sprache und es macht mir wirklich Spaß, sie zu sprechen! Es ist genial, das Lächeln in den Gesichtern der Menschen zu sehen, weil man versucht, ihre Sprache und Kultur zu lernen. Sprache lernen ist Mission!
Die Lokalgemeinde in Torit ist sehr stark und ich bin dankbar für meine Gemeinde. Jeder von uns geht in eine andere. Ich habe schon einige Beziehungen aufgebaut, vor allem zu den Jugendlichen. Ich bin sehr ermutigt vom Glauben der Jugendlichen und ich hoffe, dass auch ich ihnen im nächsten Jahr eine Ermutigung sein kann.
Ankunft
Ich war ziemlich nervös, als wir uns auf den Weg zum Flughafen in Nairobi machten. Da ich nicht wusste, was mich im Südsudan eigentlich erwartet, stieg ich in die kleine Cessna (Flugzeug) ein und wir hoben ab. Auf halber Strecke hielten wir an, um aufzutanken, und so durfte ich auf der zweiten Hälfte vorne sitzen und gut 15 Minuten lang selbst ans Steuer. Ein Traum wurde wahr! Wir kamen gut im Südsudan an, das Team hatte ein Mittagessen für uns vorbereitet und wir richteten uns in unseren Häusern ein. Die erste Woche war reine Orientierung, so dass wir uns als Team besser kennengelernt und Basics in Sprache, Kultur und Tipps und Tricks erhalten haben. Es war ein guter und sanfter Start, der es uns ermöglicht hat, uns gut einzuleben.
Der Südsudan ist ganz anders, als ich erwartet hatte. Mein Zuhause ist ziemlich luxuriös (immer noch einheimisch, aber im oberen Bereich), alles ist sehr grün (Regenzeit), man kann so ziemlich alles in der Stadt bekommen (Lebensmittel, Kleidung, Wohnungssachen, ...) und alles ist sehr sicher. Natürlich kann sich die Sicherheitslage in diesen Ländern schnell ändern, aber bis jetzt habe ich mich noch keinen einzigen Moment unsicher oder bedroht gefühlt.
Das Leben im Südsudan
Es gibt so vieles, worüber ich schreiben könnte, denn es ist so anders als in jedem westlichen Land. Es gibt kein Strom- oder Wassernetz, keine Abfallentsorgung oder Abwasserleitungen. Die Menschen verlassen sich auf Gottes Versorgung! Unser Strom kommt von einer kleinen Solaranlage, unser Wasser ist gesammeltes Regenwasser, das wir filtern, wir haben einen Abwassertank und wir verbrennen unseren Müll. Es ist anders aber nicht herausfordernd, ich genieße es sogar sehr! Wir haben keinen Kühlschrank, also werden Lebensmittel innerhalb weniger Tage schlecht und wir müssen alle paar Tage auf den Markt gehen, um wieder Gemüse zu kaufen. Fleisch ist ein großer Luxus, und so esse ich vielleicht ein- oder zweimal pro Woche Fleisch, die Einheimischen wahrscheinlich jede zweite Woche. Wir haben zwar einen Gasherd, aber da Gas sehr teuer ist, versuchen wir, ihn so effizient wie möglich zu nutzen. Die Einheimischen kochen mit Holzkohle, und so lerne ich gerade auf Holzkohle zu backen. Funktioniert schon recht gut. Die Leute gehen normalerweise zu Fuß oder nehmen ein Boda (Motorradtaxi). Ich versuche, eine gute Mischung aus Laufen und Motorrad zu finden, um die Einheimischen zu unterstützen. Als Anhaltspunkt: Der Markt ist ein 20 Minuten zu Fuß, die Gemeinde etwa 40 Minuten, man gewöhnt sich daran und es hält mich auf alle Fälle fit. Das Leben im Südsudan spielt sich draußen ab! Wenn es nicht regnet, wäre es seltsam, drinnen zu bleiben. Ich wohne auf einem Gelände mit einer netten Familie. Es sind immer Kinder da und ich kann viel mit ihnen spielen, lerne viele neue Wörter von ihnen und bringe ihnen etwas Deutsch und Englisch bei.
Wir haben auch ein Dorf außerhalb von Torit besucht, in dem wir 3 Tage wohnen durften, um mehr über die Kultur zu erfahren. Es war eine geniale Zeit, sehr aufschlussreich und inspirierend!
Wie geht's weiter?
Ehrlich gesagt, einfach das tägliche Leben. Sprachen lernen, Gemeinde und Beziehungen aufbauen. Die Dinge ändern sich stündlich und so bin ich gespannt, was die nächsten Monate bringen werden. Im November/Dezember werden wir zu einer Konferenz nach Uganda fahren und eine Woche Urlaub machen.
Vielen Dank für all eure Unterstützung, Gebete und ermutigenden Nachrichten! Ich bin unendlich dankbar und habe das Gefühl, dass ich genau da bin, wo Gott mich haben wollte. Gott segne euch,
Comments